HR im Spannungsfeld
Mit rund 3 Milliarden in einem Arbeitsverhältnis stehenden Menschen auf der gesamten Welt ist der Marktplatz für HR-Technologie und -dienstleistungen gigantisch – und er verändert sich ständig. Nicht zuletzt vor dem Hintergrund der Technologisierung und Digitalisierung der Arbeitsprozesse und der -organisation kann man von einem tiefgreifenden Wandel sprechen. Man kann es am einfachsten so ausdrücken: Der Markt erfindet sich gerade neu. Insbesondere drei Makrotrends im HR treiben diese Neuerfindung voran:
von unserer Gastautorin Sabine Brennstein
Veränderungen in der Technologie
Wir leben in einer Welt von allgegenwärtigen und ständig aktiven Apps auf unserem Smartphone, einer kaum zu beherrschenden sich daraus generierenden Datenflut, Echtzeitkommunikation und dem zunehmenden Einsatz von künstlicher Intelligenz (KI), kognitiver Bots und intelligenter, prädiktiver Software. Diese Technologien bringen schnell neue Funktionen und Arbeitserleichterung in die HR-Welt und steigern die Produktivität. Beispielsweise gilt die digitale Personalakte heute schon als selbstverständlich und Chatbots werden zukünftig den Mitarbeiter für Self Services zur Verfügung stehen. Als sicher gilt zudem die zunehmende Bedeutung von Virtual Reality (VR), die vor allem das Lernen und Training revolutionieren wird.
Veränderungen in der Art und Weise, wie wir arbeiten
Seit Jahren wird über den überforderten Mitarbeiter diskutiert und dennoch ist es weiterhin ein herausragendes Problem unserer Arbeitswelt. Dies ist Teil der Ursache, weshalb die Produktivität in Deutschland fast unverändert, während das Engagement bzw. der Arbeitseinsatz der Mitarbeiter flach bis rückläufig ist. Und das ist auch der Grund, warum viele Erwerbstätige sich bemühen, neue Arbeits- und Lebensweisen zu finden: Der Wunsch nach flexibleren, an die Lebensumstände angepassten Arbeitszeiten, Job Sharing oder auch der anhaltende Yoga-Trend sind Zeugen dieser Entwicklung.
In dieser hyperaktiven, neuen Arbeitsumgebung sollte die HR-Technologie die Arbeit erleichtern. Dies ist die große, neue Herausforderung für die Softwareanbieter, die sich in der Fülle von neuen Tools und Lösungen (z. B. die sehr erfolgreiche Atlassian Suite für das kollaborative Zusammenarbeiten) widerspiegelt.
Veränderungen in der Art und Weise, wie wir Organisationen führen
Unternehmen agieren zunehmend als Netzwerke, die das Teammanagement in den Mittelpunkt der Organisationsgestaltung stellen. Teamorientierte Tools, Plattformen, Coaching, Analytik, Monitoring und Assessment-Tools sind heiß begehrt, weil sie tatsächlich dringend gebraucht werden um das Zusammenarbeiten effizienter zu gestalten.
Viele Unternehmen ersetzen ihre Kernsysteme durch cloud-basierte Technologien und bauen völlig neue Infrastrukturen von teamorientierten, app- und datenzentrierten, netzwerkbasierten Anwendungen für das Personalwesen auf.
Meine bewährten Empfehlungen für meine Kunden
(1) HR trägt zunehmend der Wertschöpfung des Unternehmens bei und die Digitalisierung muss strategisch geplant sein
Unternehmen und deren Lenker müssen erkennen, dass HR maßgeblich zur Wertschöpfung beiträgt und die Digitalisierung im Personalwesen vorantreiben. Daher ist es wichtig, eine langfristig ausgerichtete HR-Technologie-Strategie zu entwickeln, welche die cloud-basierte ERP-Plattformen, Anwendungen, Reportings und eine Reihe von Tools für KI, Bots und andere Lösungen integriert.
(2) Konsequenter Einsatz von Cloud-Technologie auch in HR für einen zukunftsfähigen Wettbewerb
Voraussetzung für den zukunftsfähigen und stabilen Betrieb von HR-Software ist ein Upgrade der Kerntechnologie: Altsysteme müssen durch eine integrierte Cloud-Plattform und eine solide digitale Infrastruktur ersetzt werden. Gerade Cloud-Systeme erlauben gegenüber Legacy-Systemen eine einfache Skalierung bei Wachstum oder Veränderung des Unternehmens und das Erproben und Freischalten neuer Funktionen wird in kürzester Zeit ermöglicht. Des Weiteren bieten Cloud-Applikationen meist definierte Schnittstellen zur Anbindung weiterer, fremder Anwendungen, so dass sich das Unternehmen leicht sein Applikationsportfolio zusammenstellen kann.
(3) Neue Algorithmen und nutzerzentrierte Softwareprodukte treiben die Produktivität der Mitarbeiter in der neuen Arbeitswelt
Dabei müssen Unternehmen auf intuitiv und einfach bedienbare Lösungen setzen, die alles aus einer Hand anbieten oder die unterschiedlichen Systemlandschaften aggregieren, damit bei den Mitarbeitern der Aufwand minimiert und Akzeptanz und Produktivität maximiert wird. Am besten gelingt die Auswahl der richtigen Anbietersoftware durch den Aufbau eines digitalen HR-Teams. Dieses kann neue Lösungen, basierend auf KI, Virtual Reality (VR) oder Chatbot-Technologien erproben, um innovative Services für das Recruiting oder die Weiterbildung im Unternehmen zu implementieren.
(4) Innovation und Agilität transformieren das Personalwesen zu einer elementaren Säule des Unternehmenserfolges
Letztlich wird Innovation auch im Personalwesen zur Kernstrategie. Die Personalarbeit sollte dabei auch von agile Vorgehensmodelle geprägt sein. Viele Unternehmen setzen bereits heute Methoden wie “Design Thinking” oder Hackathons, um die Bedürfnisse “ihrer” Nutzer – den Mitarbeitern und Führungskräften – aufzudecken und bestmögliche Lösungen dafür zu finden.
Fazit
Digitalisierung und digitale Transformation müssen auch im Personalwesen angegangen und ausgerichtet werden auf die effiziente Unterstützung der HR-Prozesse hinsichtlich der zu erreichenden Unternehmensziele. Es handelt sich um langfristige Maßnahmen, die den intensiven Diskurs mit allen Beteiligten erfordern und iterativ umgesetzt werden müssen. Es wird keinen endgültigen Zustand geben, der HR reibungslos organisiert oder vielleicht sogar als am Smartphone abwickelbarer IT-Service ersetzt. Vielmehr erlaubt diese ständige Anpassung an unsere Lebensweise, den Talentmarkt und den Wettbewerb eine produktivere, effizientere und gesündere Arbeitswelt.