Digitalisiert oder digital transformiert – eine Unterscheidung der Begriffe ist geboten
Digitalisiert oder digital transformiert – eine Unterscheidung der Begriffe ist geboten
Digitalisiert oder digital transformiert?
Im Rahmen meiner Arbeit als Digitalisierungsberater stoße ich immer wieder auf das Unverständnis meiner Kunden, wenn es um die Abgrenzung der Begriffe Digitalisierung und Transformation geht. Anlass genug, sich tiefer mit dieser Abgrenzung zu beschäftigen.
von unserem Gastautor Christoph Schneider
Reifegrad der digitalen Innovation
Die Weiterentwicklung der Technologie hat unsere Gesellschaft und die Unternehmen in den vergangenen Jahren stark verändert. Unternehmen wurden teilweise unvorbereitet von digitaler Innovation getroffen, haben diese oft verdrängt und mussten zusehen, wie sich der Markt ohne ihr Zutun plötzlich grundlegend verändert:
- So ist der Pionier und Filmhersteller Kodak durch das Negieren der Trendwende hin zur digitalen Fotographie insolvent (fehlende, digitale Produktinnovation),
- Toys R’ Us hat Insolvenz angemeldet, weil der Internethandel unzureichend als Chance erkannt wurde (schwacher digitaler Vertriebskanal) und
- Amazon nimmt den Einzelhändlern die Kunden weg (verbesserte digitale Prozesse).
Diese Beispiele könnte man unendlich weiterführen. Bestehende Geschäftsmodelle werden abgelöst und Wettbewerber überholen Platzhirsche von rechts in einer Geschwindigkeit, die beispiellos ist. Diese “kreative Disruption” basiert vor allem auf euen Vertriebswegen, neuen Produkten oder einer intelligenten, neuartigen Vernetzung der Akteure und Prozessen.
Eine schnelle und effektvolle Reaktion auf diese Entwicklung bleibt oft aus oder die Unternehmensleiter setzen sie nicht konsequent und nur halbherzig durch. Häufig aus Angst das bestehende Kerngeschäft anzugreifen und dadurch die Problemstellung weiter zu verschärfen.Vor dem Hintergrund vieler Negativbeispiele erscheint eine angemessene Reaktion heute wichtiger denn je.
Das Schaffen neuer Produkte bzw. das Eröffnen neuer Lösungsräume durch den effizienten Einsatz von Technologie kann jedoch nur dann sinnvoll geschehen, wenn man ein tiefgreifendes Verständnis der digitalen Innovation schafft und diese gezielt einsetzt. Um den Reifegrad der digitalen Innovation zu bewerten, bedarf es zunächst einer trennscharfen Begriffsklärung von Digitisierung, Digitalisierung und Transformation. Diese sind häufig unter dem Begriff Digitalisierung zusammengefasst. Daher möchten wir die Begriffe voneinander abgrenzen, denn der damit einhergehende Wandel hat jeweils unterschiedliche und teilweise ganz erhebliche Implikationen auf die Innovation und deren Reifegrad.
Digitisierung
Unter der Digitisierung versteht man den Prozess des Konvertierens einer Information von einem physischen (z. B. papierbasierten) in ein digitales Format. Dabei kann ein bestehender, manueller Arbeitsschritt durch die Umstellung der Ablage- und Übertragungsform der Information auf ein digitales Format wesentlich beschleunigt werden.
Digitalisierung
Die Digitalisierung beschreibt das Einsetzen und Verknüpfen von digitisierten zu digitalen Arbeitsschritten um damit Effizienzgewinne zu realisieren. Sie ebnet den Weg in Richtung einer digitalen Geschäftsabwicklung, einer digitalen Transformation und insbesondere der Entstehung von neuen – auf digitaler Innovation beruhenden – Erlösströmen und Kosteneinsparungen.
Digitale Transformation
Die digitale Transformation stellt die größte Hürde dar. Sie beinhaltet einen Wandel in der Führung, dem Denken im Unternehmen und der Förderung von Innovation und neuen Geschäftsmodellen. Das Kreieren neuer, teilweise disruptiver Geschäftsmodelle, die in der nicht digitalisierten Welt nicht existieren (können), ist das Ziel der digitalen Transformation.
Mein Fazit
Digitization und Digitalisierung ermöglichen bei richtiger Umsetzung also eine Arbeitsbeschleunigung bzw. -erleichterung und Kostensenkung. Eine nachhaltige, digitale Transformation ist dadurch aber noch nicht geschehen. Letztere kann das Produkt einer sehr gut geplanten Strategie sein, die bestehende Prozesse, Geschäftsmodelle und Interaktionen integral in Frage stellt und neugestaltet oder kombiniert. So genannte transformationale Produkte haben einen bahnbrechenden Erfolg, der nicht auf dem Eigentum physischer Assets basiert, sondern auf der einzigartigen Vernetzung selbiger. Die GAFA-Unternehmen (Google, Apple, Facebook, Amazon) sind Aushängeschilder der digitalen Transformation und der Glaube an den langfristigen Erfolg dieser transformationalen Produkte und neuartigen Geschäftsmodelle zeigt sich im Börsenwert dieser Unternehmen.
Mein Ziel bei und mit den Kunden ist es, eine grundlegende Digitalisierung der Prozesse sicherzustellen und mich auf Basis der neu geschaffenen und optimierten Prozesse dem Themenkomplex der Transformation zu widmen. Eine gemeinsame Sprache hilft dabei, diesen Prozess mit allen Stakeholdern zu identifizieren und mit Leben auszufüllen.
Vom Versender zur E-Commerce-Company: Strategische Neuausrichtung beim Kindermodehändler vertbaudet
Vom Versender zur E-Commerce-Company: Strategische Neuausrichtung beim Kindermodehändler vertbaudet
Herausforderung
Die vertbaudet GmbH mit Sitz in Fürth ist ein rechtlich eigenständiges Tochterunternehmen der französischen vertbaudet-Gruppe, eines international tätigen Versandhauses für qualitätsbewusste Baby-, Kinder- und Umstandsmode im mittleren Preissegment. Die Designs für die Kindermode Kollektion entstehen direkt in Frankreich und sind von den neuesten Trends inspiriert. Abgerundet wird das Sortiment durch kindgerechte Möbel und Deko-Artikel rund um das Kinderzimmer. Rund 95 Prozent des Umsatzes erzielt vertbaudet über den eigenen Webshop.
Bei der vertbaudet GmbH waren seit rund zwei Jahren hohe Verluste aufgrund schlechtzahlender Kunden und einer wachsenden Zahl an Betrugsfällen entstanden. Die Gesamtsumme uneinbringlicher Forderungen lag im zweistelligen Millionenbereich. Hieraus resultierte auch ein signifikanter Posten an Umsatzsteuer-Rückforderungen gegenüber dem Finanzamt.
Gleichzeitig ergab eine Analyse erheblichen Optimierungsbedarf mit Blick auf die internen Serviceprozesse und die strategische Ausrichtung des Gesamtunternehmens. Um den Turnaround zu schaffen, musste Grundlagenarbeit geleistet werden.
Erfolg
Als neuen Interim-Geschäftsführer stellte Atreus einen Manager mit 35 Jahren Erfahrung in der Bekleidungs- und Sportartikelbranche zur Verfügung. Der Atreus Manager brachte tiefgreifende Expertise im Produktmanagement, der Beschaffung sowie der Entwicklung digitaler Plattformen und Apps ins Unternehmen. In einem ersten Schritt leitete er schnell wirksame Maßnahmen zur Umstellung der Bonitätsprüfung und der Kundenfreigaben ein. Der Anteil uneinbringlicher Forderungen am Mailorder-Umsatz konnte dadurch binnen weniger Wochen drastisch von einem überdurchschnittlichen auf einen branchenüblichen Wert reduziert werden.
Parallel dazu stabilisierte der Atreus Manager die finanzielle Situation des Unternehmens: Er korrigierte die Umsatzplanung auf ein realistisches Niveau und reduzierte mithilfe umfassender Restrukturierungsmaßnahmen die Personal-, Werbe- und Mietkosten des laufenden Jahres in entsprechender Höhe, sodass trotz der Forderungsabschreibungen im Gesamtjahr ein positives Ergebnis erzielt werden konnte. Das Management wurde umfassend ausgetauscht. Zeitgleich sorgte der Manager für die Freisetzung liquider Mittel, indem er die Umsatzsteuerforderung gegen das Finanzamt geltend machte und die uneinbringlichen Forderungen gegen Kunden an ein Inkassobüro verkaufte.
Im nächsten Schritt richtete der Atreus Manager den Blick in die Zukunft und entwickelte in enger Abstimmung mit der französischen Muttergesellschaft die Vision, vertbaudet Deutschland vom klassischen (Katalog-)Versender zum E-Commerce-Unternehmen weiterzuentwickeln. Dazu überarbeitete und beschleunigte er gemeinsam mit dem Team innerhalb von neun Monaten sämtliche internen Prozesse, reorganisierte die Aktionsplanungen, trieb die Optimierung der Kundenkommunikation voran, unterzog den Onlineshop einem umfassenden optischen und technologischen Redesign und unternahm erste Schritte zur Neupositionierung der Marke vertbaudet im deutschen Markt. Bereits nach kurzer Zeit konnten die Konversionsraten im Shop deutlich gesteigert werden. Nach 18 Monaten übergab der Manager das Mandat an den neuen Geschäftsführer, der ebenfalls von Atreus rekrutiert wurde.
Projektbericht
Der Turnaround bei vertbaudet ist gelungen. Innerhalb kürzester Zeit konnte das Unternehmen nachhaltig operativ und finanziell stabilisiert werden und kehrte noch im gleichen Jahr in die Gewinnzone zurück. Zugleich gelang es dem Atreus Manager, die strategische Neuausrichtung anzustoßen. Auch das interne Bewusstsein der Belegschaft – in jedem Change-Prozess ein essentieller Faktor – hat sich grundlegend verändert: Wo lange Zeit der Katalog noch den Takt vorgab, denkt man inzwischen wie ein modernes E-Commerce-Unternehmen.
Projektmanagement Logistik beim Gewürzspezialisten RAPS
Projektmanagement Logistik beim Gewürzspezialisten RAPS
Herausforderung
RAPS plante seine Logistikaktivitäten auf einen externen Dienstleister zu übertragen. Um das Logistikprojekt erfolgreich umzusetzen, suchte das Gewürzunternehmen sehr kurzfristig einen Experten. Es galt, den ehrgeizigen Zeitplan zu halten, die Produktion zu sichern sowie die termin- und qualitätsgetreue weltweite Belieferung zu gewährleisten.
Erfolg
Es gelang Atreus, schnell ein tragfähiges Logistikkonzept zu erarbeiten. Outfarming statt Outsourcing führte zum Erfolg.
Projektbericht
Was bewegte Sie dazu, einen Interim Manager einzusetzen?
Für die Entscheidung standen ganz klar drei Dinge im Vordergrund: die Erfahrung, die Schnelligkeit und die Umsetzungsstärke, die der Manager auf Zeit in dieser Projektphase einbringen sollte. Da wir nicht die nötigen personellen Kapazitäten für das Outsourcing-Projekt hatten, wollten wir diese Lücke über Atreus schließen.
Das Outsourcing-Projekt war bereits gestartet, als Atreus ins Spiel kam?
Ja, wir hatten bereits umfassende Maßnahmen ergriffen, um das Unternehmen in eine tragfähige Zukunft zu führen. Das Outsourcing der Logistikaktivitäten war ein bedeutender Meilenstein unseres Maßnahmenplans. Nach der Ausschreibungsphase standen wir mit einem Dienstleister in Verhandlungen und erkannten, dass etliche Aspekte unseres Produktions- und Wertschöpfungsprozesses in ihrer Komplexität im Outsourcing-Plan noch nicht berücksichtigt waren. Also entschieden wir uns, das fehlende Expertenwissen über Atreus zu holen.
Welche Anforderungen stellten Sie an den Atreus Manager?
Der Interim Manager musste in kürzester Zeit unsere Logistikprozesse und die Prozesslandschaft analysieren, die bisherige Leistungsfähigkeit der eigenen Logistik bewerten und innerhalb von vier Wochen eine Entscheidungsgrundlage für das Outsourcing samt optimiertem Alternativenplan vorlegen.
Beratung in den Bereichen Global Sourcing und Supply Chain für einen Automobilzulieferer in China
Beratung in den Bereichen Global Sourcing und Supply Chain für einen Automobilzulieferer in China
Herausforderung
Ein Automobilzulieferer war auf der Suche nach einer Führungskraft mit Erfahrung in Global Sourcing, operativem Geschäftsbetrieb und M&A (Mergers and Acquisitions) in der Großregion China. Der Manager sollte das Unternehmen bei der Identifizierung und Prüfung potenzieller Investitionsmöglichkeiten beraten, um den wachsenden regionalen Anforderungen im chinesischen OEM-Automobilsektor gerecht zu werden.
Erfolg
Wir stellten einen Global Sourcing und Supply Chain-Berater mit über 20 Jahren internationaler Geschäftserfahrung in der Region zur Verfügung. Als Mitglied und Leiter eines internen Teams aus verschiedenen Unternehmensbereichen nutzte er sein umfangreiches Know-how, um das Team bei der Entwicklung einer Empfehlung zur Förderung des wachsenden Chinageschäfts zu unterstützen. Im Rahmen der wirtschaftlichen Beurteilung des Chinageschäfts erstellte er eine Übersicht kritischer Themen, die geprüft werden sollten. Außerdem assistierte er dem Team bei der Zusammenstellung und Formulierung eines umfangreichen Geschäftsdokuments, welches in die endgültige Empfehlung mündete. Darüber hinaus wirkte unser Berater bei der Beschaffung strategischer Informationen in Bezug auf Investitionsmöglichkeiten mit und fasste die kritischen Faktoren für die Errichtung von Produktionsstätten in der Großregion China zusammen. Abschließend half er bei der Ausfertigung der Empfehlung zur Präsentation vor dem Verwaltungsrat.
Projektbericht
Der Interim Manager bewährte sich als Teammitglied und schloss die ihm übertragenen Aufgaben in einem Zeitraum von 13 Wochen erfolgreich ab. Das Team wurde mehrfach vom Vorstand gewürdigt und die vorgelegte Empfehlung wurde angenommen.